Test: ENVE Downhill Bar
- Mathias
- 27. Dez. 2015
- 3 Min. Lesezeit
Ein Lenker, ist ein Lenker, ist ein Lenker. Soweit zur Theorie. In Wirklichkeit ist ein Lenker mitunter das persönlichste Teil, was man an seinem Bike verbauen kann. Seit mittlerweile einem Jahr bin ich an mehreren Bikes mit dem ENVE DH Bar unterwegs. Nun wird es Zeit für einen Testbericht.

Der Downhill Bar ist das Standard-Modell einer ganzen ENVE Lenkerfamilie.
Technische Daten
Material: Carbon
Gewicht: 235g
Breite: 800 mm (kürzbar auf min. 740mm)
Rise: 23 mm
Durchmesser: 31.8 mm
Maximale Klemmweite: 58 mm
Sweep: 9°
Tip: 5°

Alles im Blick: Die wichtigsten technischen Daten sind auf der Rückseite aufgedruckt.
Erster Eindruck
Wer sich nach einem Carbonlenker umschaut, wird am Hersteller ENVE wohl kaum vorbeikommen. Schließlich sind die Amis der Inbegriff für hochqualitative Parts aus Kohlefaser.
Der Qualitätsanspruch der Firma wird schon bei der Verpackung und dem Design deutlich. ENVE hat mit dem Modelljahr 2015 seine Designphilosophie etwas geändert. Wo früher groß die vier Buchstaben des Herstellers zu sehen waren, sind diese jetzt hochwertig in glänzend schwarzer Schrift auf mattschwarzem Grund einlackiert.
Was ebenfalls gleich beim auspacken auffällt ist, wie massiv der Lenker im Vergleich zu anderen Carbonlenkern wirkt. Von allen meinen bisher gefahrenen Carbonlenkern hat der ENVE DH die mit Abstand größte Wandstärke.

ENVE DH (links) vs. Syntace Vector Carbon (rechts) - die durchgängig massive Wandstärke schafft Vertrauen und macht sich auch auf dem Trail bemerkbar.
Auf dem Trail
Schon beim ersten Aufsteigen fühlt sich der Lenker sehr natürlich an. Mit 5° rise und 9° back sweep hat ENVE zwar keine exotischen Werte gewählt, aber sie passen einfach.
Was direkt auffällt, ist die massive Steifigkeit des Lenkers. Weder der Syntace Vector Carbon, noch der Santa Cruz Carbon Riser Bar mit seiner 35mm Klemmung können hier mithalten. Kein Wunder, schließlich ist der DH Bar ein ausgewachsener Downhilllenker, mit dem auch das Santa Cruz Syndicate im Downhill Worldcup unterwegs ist.
Trotz der Steifigkeit des Lenkers sind die Dämpfungseigenschaften (neben dem Gewichtsvorteil wohl das Haupt-Kaufargument für einen Carbonlenker) erstklassig. Genau hier liegt meiner Meinung nach der Unterschied zur Konkurrenz. Erkauft man sich bei anderen Herstellern eine bessere Dämpfung durch einen Verlust an Steifigkeit, spielt der ENVE DH in beiden Disziplinen ganz vorne mit.
Gerade bei langen Touren, alpinen Mehrtagestrips oder harten Tagen in Bikeparks hat man stets das benötigte Feedback vom Boden, die Müdigkeit in den Händen und Unterarmen bleibt jedoch aus.
Haltbarkeit
Die Anzahl der kleinen und größeren Stürze im Testzeitraum habe ich nicht mitgezählt. Bei einer Fahrleistung von über 3.000km und 150.000 Tiefenmetern kamen da aber einige für den Lenker unbequeme Situationen zusammen. Obwohl einige Griffe dabei gebrochen sind, zeigt der Lenker bisher keinerlei Ermüdungserscheinungen. Dennoch wird es nun Zeit den Lenker vorsorglich auszutauschen.

Zeit zum Lenkertausch: Hier ist nicht nur die Lackschicht, sondern auch die obere Carbonschicht beschädigt.
Nachdem mir im Herbst 2014 ein Syntace Vector Carbon während der Fahrt gebrochen ist, bin ich sehr vorsichtig, was eventuelle Beschädigungen im Carbon betrifft. Hier ist vor allem der Bereich der Bremsklemmung kritisch, da bei einem Sturz, oder einfach nur beim Ausrichten der Bremshebel, die oberen Carbonfasern beschädigt werden können.

ENVE-Parts sorgen an jedem Bike für den speziellen Bling-Faktor.
Fazit
Extrem steif und trotzdem angenehm gedämpft. ENVE liefert mit dem Downhill Bar den Prototypen eines guten Carbonlenkers. Zwar gibt leichtere Optionen am Markt, jedoch scheint mir das Gesamtpaket hier am stimmigsten.
Wenn ihr sowieso auf der Suche nach einem neuen Carbonlenker sein, solltet ihr den ENVE auf jeden Fall mit in die engere Auswahl nehmen. Mit 199€ UVP liegt er zwar ca. 10-20% über den Preisen der Konkurrenz, dafür bekommt ihr aber unendliche Steifigkeit und ein paar extra Bling-Bling-Punkte für euer Bike.
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