Test: FOX Float X2 Dämpfer
- Mathias
- 7. März 2016
- 4 Min. Lesezeit
Momentan läuft's bei FOX. Nachdem die Federungsspezialisten aus Kalifornien den Enduro-Trend verschlafen haben und RockShox mit der Pike den neuen Markt quasi im Alleingang erobert hat, meldete sich die Marke mit den drei großen Buchstaben spätestens mit dem 2015er Modell der FOX 36 zurück ins Rennen. Seitdem scheint jeder Schuss zu sitzen. Egal ob 34, 36 oder 40, die neuen Gabeln räumen haufenweise Testsiege ab. Auch viele Hersteller verbauen wieder standardmäßig FOX-Fahrwerke in ihren Bikes.
Mit dem neuen X2-System wurde nun auch im Dämpfer-Segment massiv aufgerüstet. Erhältlich als Luft- und Stahlfederdämpfer setzt man nun, ähnlich wie Cane Creek und Öhlins, auf eine Doppelrohrkonstruktion für beste Dämpfungsperformance. Ob der neue Überdämpfer hält, was das Datenblatt verspricht, haben wir für euch getestet.

Technische Daten
Einsatzbereich: Enduro / Downhill
EVOL air sleeve
Gewicht: 506g (216x63mm)
UVP: 749€
Erster Eindruck
Mit seiner extragroßen EVOL-Luftkammer, den vier Einstellrädchen und dem massiven Piggy Pag ist der Float X2 alles andere als eine dezente Erscheinung. Dennoch fällt beim ersten in die Hand nehmen das Augenmerk auf das relativ geringe Gewicht des Dämpfers. Der Blick aufs Datenblatt bestätigt diese Vermutung: Mit knapp unter 500g ist er 50-100g leichter als die direkte Konkurrenz aus dem Hause Rock Shox (Vivid Air) und Cane Creek (CCDB Air).
Unabhängig vom Gewicht wirkt der Dämpfer solide und vor allem stabil genug, auch härtere Abfahrten problemlos entgegenzustehen.

Technik
Durch das neue Twin Tube und Rod Valve System ist es nun möglich, die Dämpfung komplett unabhängig voneinander einzustellen.
Folgende Einstellungen stehen zur Verfügung:
Low Speed Rebound
High Speed Rebound
Low Speed Compression
High Speed Compression
Wer's genauer wissen will schaut sich am besten das Erklärungsvideo von FOX an:
Setup
Anders wie bei einer Federgabel, hängt das Verhalten eines Dämpfers stark vom Federungslayout des Bikes ab, in dem er verbaut ist. In aktuellen Test war dies ein Santa Cruz Nomad 3 mit 165mm Federweg (Dämpfergröße: 216x63mm).
Los geht's mit der Einstellung des korrekten Negativfederwegs (SAG). Als Anhaltspunkt für den benötigen Luftdruck nimmt man das eigene Körpergewicht (in lbs) als Maßstab und pumpt den gleichen Betrag (in psi) in den Dämpfer. Nun federt man, ohne dabei die Pumpe zu entfernen, zu ca. 25% ein. Durch dieses Maneuver schafft der Dämpfer einen Druckausgleich zwischen Positiv- und Negativluftkammer. Sobald das erledigt ist und man den korrekten Luftdruck gefunden hat, nimmt man den mitgelieferten Tuning Guide zur Hand. Darin findet man ein wirklich gutes Start Setup für die erste Ausfahrt. Ab hier heißt es fahren und ausprobieren. Um Änderungen am Setup vorzunehmen, werden Inbus-Schlüssel in zwei verschiedenen Größen benötigt - 3mm für Low Speed und 6mm für High Speed.
Zusätzlich zur Dämpfung lässt sich die Federkennlinie durch das Einsetzen von Volumenspacern verändern.
Mein derzeitiges Setup:
135 psi
4 Volumenspacer
Low Speed Rebound: 20 Klicks (von geschlossen)
High Speed Rebound: 19 Klicks (von geschlossen)
Low Speed Compression: 21 Klicks (von geschlossen)
High Speed Compression: 21 Klicks (von geschlossen)
Diese Einstellungen entsprechen ziemlich genau denen aus dem Tuning Guide.
Auf dem Trail
Die letzten 1,5 Jahre war in meinem Nomad der RockShox Monarch Plus RC3 verbaut. Hierbei hat das Rad vom Hometrail in Stuttgart bis hin zum DH1 in Bad Wildbad so ziemlich alles erlebt. Umso gespannter war ich also, als der Float X2 zum ersten Mal im Rahmen steckte.
Gleich zu Beginn ist mir aufgefallen, wie hoch der Dämpfer im Federweg steht. Im Vergleich zum Monarch fühlt er sich sehr viel linearer an. Durch das extrem gute Ansprechverhalten neigt er bei langen Uphills leicht zum Wippen, was ich durch 1-2 Klicks mehr Low-Speed Compression jedoch fast eliminieren konnte. Da ich den Lockout beim Monarch quasi nie benutzt habe, fehlt er mir auch beim X2 nicht.
Nun zum Downhill. Hier glänzt der Float X2 förmlich. Je schneller und ruppiger es zur Sache geht, desto mehr ist er in seinem Element. Egal in welcher Situation, das Hinterrad klebt förmlich am Boden. Vor allem in schnellen Kurven fährt das Bike nun wie auf Schienen. An Stellen, bei denen ich früher kämpfen musste die Linie zu halten, ist es nun plötzlich möglich den Kurvenradius zu verringern. Schussfahrten jenseits der 50km/h in ruppigem Gelände verlieren ihren Schrecken und man vergisst, dass man auf einem Enduro und nicht auf einem Downhiller unterwegs ist. Dadurch, dass man generell ruhiger auf dem Rad steht, bleibt mehr Kapazität für die richtige Linienwahl und kraftschonendes Fahren. Die lineare Federkennlinie macht sich vor allem beim Doubeln kleinerer Wellen bemerkbar, wo man durch den zusätzlichen Support im mittleren Federweg nun deutlich weniger ziehen muss, um in die Landung zu kommen.

Fazit
Wenn's läuft, dann läufts. Der Float X2 ist eine Waffe. Seitdem ich den Dämpfer montiert habe, bin ich immer wieder aufs Neue überrascht, wieviel noch aus dem ohnehin schon guten Hinterbau des Nomad herauszuholen ist. Die Performance auf dem Trail ist herausragend und die vielen Einstellmöglichkeiten lassen keine Wünsche offen.
Der fehlende Climb Switch ist der einzige Wehrmutstropfen. Die Möglichkeit, bei Bedarf etwas Low Speed Druckstufe zuzuschalten, wäre gerade bei Touren mit vielen Höhenmetern am Stück wünschenswert und würde die Zielgruppe sicher noch merklich vergrößern.
Bis dahin bleibt der Float X2 die erste Wahl für alle abfahrtsorientierten Biker. Egal ob knackige Hausrunde oder Downhill-Racing, derzeit gibt es keinen besseren Luftdämpfer am Markt.
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